Seit 250 Jahren berühre Caspar David Friedrich mit seinen Bildern die Seelen der Menschen, sagt der Schriftsteller Florian Illies. Zu seinem 250. Geburtstag im Jahr 2024 hat Florian Illies das Buch „Zauber der Stille. Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten“ geschrieben: „Friedrich hatte eine unglaubliche Wirkung auf seine Zeitgenossen wie etwa auf Kleist, der ihm verfällt.“
Auch Walt Disney und Samuel Beckett waren Fans von Caspar David Friedrich
„Goethe andererseits war irritiert von ihm“, so Illies. „Der mag diese Schwermut nicht, er kann mit dieser Sehnsucht in den Bildern, die wir heute so lieben, gar nichts anfangen.“
Die Faszination mit ihm setze sich über die Jahrhunderte fort: Walt Disney, Samuel Beckett und die Klimaschützer von heute seien Fans. „Er hat etwas Revolutionäres in diesem zärtlichen, zugewandten Blick auf die Natur“, meint Illies: „Das ist was anderes als Maler, die den Kopf ansprechen. Und ich glaube, das hält ihn so frisch, das hält ihn am Leben.“
Erst Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wiederentdeckt
Wie in seinen Vorgängerbüchern vernetzt Florian Illies auch hier eine Vielzahl von Geschichten von Begebenheiten miteinander – weit über den Tod von Caspar David Friedrich hinaus. Nach seinem Tod 1840 wurde Caspar David Friedrich komplett vergessen. Erst Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde er wiederentdeckt.
Illies habe interessiert, wieso ein Naturmaler uns bis heute fasziniert: „Er hat ein ganz bescheidenes Leben in Dresden geführt, und konnte kaum Bilder verkaufen. Er war wirklich ein Kauz, ein Sonderling.“
Was ist die Rolle der Natur? Caspar David Friedrich wirft Fragen auf
Worum es Illies gehe, sei es zu zeigen, dass Caspar David Friedrich in seiner Kunst Fragen stellt, anstatt Antworten zu geben: „Was ist die Rolle der Natur. Sind unsere Sehnsüchte richtig? Wie werden unsere Sehnsüchte belohnt und wie ist unser Verhältnis zur Natur? So jemand hat dann die Chance, dass er einfach ein bisschen warten kann, auch wenn er in seiner eigenen Zeit verkannt wird.“
Mehr zu Florian Illies
SWR2 Zeitgenossen Florian Illies, Autor und Geschäftsführer der Villa Grisebach
Mit seinem Buch über die "Generation Golf" wurde Florian Illies im Jahr 2000 schlagartig berühmt. Da war er gerade 29 Jahre alt. In Bonn und Oxford hatte er Kunstgeschichte und Geschichte studiert. Er machte eine Blitzkarriere im deutschen Feuilleton und schrieb weitere Bücher. Sein internationaler Bestseller "1913 - Der Sommer des Jahrhunderts" wird nun als Serie verfilmt. Mit der Kunstzeitschrift "monopol" gründete Illies sein eigenes Magazin. Doch er interessiert sich nicht nur für die Kunst der Gegenwart. Vor allem will er das 19. Jahrhundert rehabilitieren. Sein Wechsel in das renommierte Berliner Auktionshaus Villa Grisebach überraschte viele.
Gespräch Florian Illies – Liebe in Zeiten des Hasses
Zeit für „sachliche Romanzen“: Vom Ende der Weimarer Republik bis zum Beginn des 2. Weltkriegs folgt Florian Illies berühmten Paaren und ihren Liebschaften. Die Schmerzen der Emigration werden in diesem funkelnden Epochenbild ebenso spürbar wie die Leidenschaften und Sehnsüchte einer ganzen Generation von Künstler*innen und Intellektuellen.
Anja Brockert im Gespräch mit dem Autor.
S. Fischer Verlag, 432 Seiten, 24 Euro
ISBN: 978-3-10-397073-9