Biologie

Warum werden Bäume viel älter als Menschen?

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Gábor Paál
Gábor Paál

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Old Tjikko: ältester Klonbaum der Welt steht in Schweden

Bäume, die ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel haben, sind keine Seltenheit. Eine Fichte im schwedischen Fulufjället Nationalpark bringt es sogar auf knapp 10.000 Jahre. Allerdings bezieht sich dieses Alter nicht auf einen einzelnen Stamm, der heute aus dem Boden ragt, sondern auf das ganze Wurzelsystem, aus dem immer wieder neue Bäume sprießen. Das sind lauter Klone, die zusammenhängen und einen großen Organismus bilden.

Old Tjikko, der älteste Baum der Welt. Die 9550 Jahre alte Fichte (Picea abies) steht im Fulufjällets Nationalpark in der Provinz Dalarna  Schweden.
Old Tjikko, der älteste Baum der Welt. Die 9550 Jahre alte Fichte (Picea abies) steht im Fulufjällets Nationalpark in der Provinz Dalarna / Schweden.

Grannenkiefern sind älteste Einzelbäume

Die ältesten bekannten Einzelbäume sind Exemplare der langlebigen Grannenkiefer, heimisch im Hochgebirge der kalifornischen White Mountains. Sie schaffen es sogar auf 5.000 Jahre und mehr. Davon können wir Menschen nur träumen. Und das hat mehrere Gründe.

Grannenkiefer (Pinus aristata), ca. 5.000 Jahre alt. White Mountains  Kalifornien
Grannenkiefer (Pinus aristata), ca. 5.000 Jahre alt. White Mountains / Kalifornien

Mensch ist komplexer und hat viele Organe

Menschen, aber auch Wale und Riesenschildkröten sind viel komplexer und damit anfälliger als ein Baum. Wir besitzen viele Organe: Herz, Lunge, Blutgefäße, ein Gehirn – und die müssen alle funktionieren. Eine halbe Minute kein Sauerstoff im Gehirn und es ist vorbei. Unsere Zellen altern. Sie erneuern sich zwar ständig, aber bei jeder Zellteilung verkürzt sich die DNA. Die Zellen alter Menschen teilen sich langsamer und sind insgesamt nicht mehr so leistungsfähig.

Baum: am Ende hohl, aber noch nicht tot

Bei Bäumen ist es anders. Denn der größte Teil eines Baumstamms lebt gar nicht. Die Rinde ist totes Material und das Innere des Stamms besteht aus leblosem Holzgewebe. Die Zellen betreiben keinen Stoffwechsel mehr, sie lassen nur noch passiv Wasser durch. Was an einem Baum lebt, sind die Blätter und vor allem die dünne Schicht unterhalb der Rinde, also zwischen Borke und Stamm. Hier bildet sich das neue Holz, hier wächst der Baum in die Breite. Und hier entstehen durch den Wechsel von Sommer und Winter die Jahresringe.

Dieses neue Gewebe, das sich da bildet, besteht immer aus jungen, embryonalen Zellen, denen man das Alter des Baums praktisch nicht ansieht. Die alten Zellen eines Baums wiederum befinden sich in der Mitte des Stamms und sind dort vor Pilzen und anderen Schadorganismen gut geschützt. Selbst wenn sie angegriffen und von Pilzen verschmaust werden, dann ist der Stamm am Ende vielleicht hohl – aber der Baum noch lange nicht tot.

Vorteil Konifere: Nadelbäume werden älter als Laubbäume

Es fällt auch auf, dass Nadelbäume potenziell ein höheres Alter erreichen als Laubbäume. Die Mammutbäume der Gattung Sequoia oder die 5.000 Jahre alten Grannenkiefern in Kalifornien sind Koniferen, also Nadelbäume. Der Grund ist, dass Nadelbäume ein etwas anderes Wasserleitsystem haben als Laubbäume. Das Wasser bewegt sich langsam durch relativ enge Zellwände. Dadurch sind die Nadelbäume auch gut geschützt gegen Trockenperioden und können Wasserverbrauch gut regulieren.

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