ARD-Audiothek

Neuer Feature-Podcast „Arthouse Doku“ – Wie ein Dokumentarfilm zum Hören

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INTERVIEW
Martin Gramlich

Das Radio-Feature hat eine lange Tradition im Hörfunk. Nun startet in der ARD-Audiothek der neue Podcast „Arthouse Doku“. Präsentiert werden dokumentarische Produktionen, die das Kopf-Kino anregen sollen. Eine tolle Gelegenheit, dem Genre mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, findet SWR-Redakteur Michael Lissek.

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Viele verschiedenen Vorstellungen durch Klänge

„Wir versuchen so etwas herzustellen wie die Evokation von Bildern“, erklärt Lissek, der auch Leiter des Projekts ist. Die Faszination des akustischen Features liege darin, dass sie eine Art Kino im Kopf erzeuge: „Das Schöne ist, wenn das zehn Leute hören, haben sie zehn verschiedene Vorstellungen von dem Erzählten.“

Dies geschehe mithilfe von Tönen, Klängen, Geräuschen, Musik, Stimmen, die zusammen ein akustisches Szenario entstehen lassen.

Gefundene Geschichten

Im Gegensatz zu den meisten Podcasts kommt das dokumentarische Feature ohne Host aus. Das sei auch gut so, findet Lissek, denn Hosts erklärten oft viel, während sich ein guter Gastgeber doch eher zurückhalten sollte: „Er lädt ein und hat nur die Stühle clever arrangiert.“

Generell gebe es für das Feature aber keine festen Regeln: „Es gibt auch Arthouse-Features, die nur aus Text bestehen“, so Lissek. Aus seiner Sicht gibt es nur eine Regel, nämlich dass alle Sujets real sein müssen: „Das sind keine erfundenen Geschichten, sondern gefundene Geschichten.“

Komplexe Mischungen für anderes Hören

Als Beispiel nennt Lissek das Feature „Leiser Regen auf der Autobahn“ von Lionel Quantin. Der französische Autor habe sich einfach mit einem Mikrofon an den Rand einer Autobahn gestellt und die Frage gestellt: Was machen die ganzen Leute auf der Autobahn?

Das Stück sei, so Lissek, „total verwirrend“, aber behandele mit seinen Collagen, Gesprächen und Tönen wunderbar das Phänomen von Menschen auf der Autobahn. Der neue ARD-Podcast zeige das Potenzial des alte Genres Audiofeature. Anders als bei der herkömmlichen Ausstrahlung im Radio könne man komplexere Mischungen versuchen, denn die Produktionen würden bei Podcasts oft mit Kopfhörern rezipiert. „Eine Super-Möglichkeit, dem alten Genre mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen“, so Lissek.

„Arthouse Doku“ werden zweimal jährlich jeweils siebenteilige Staffeln mit neuen dokumentarischen Produktionen veröffentlicht. Der Podcast ist eine gemeinsame Produktion der Featureredaktionen von SWR, Deutschlandradio, NDR und WDR.

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