Es ist die letzte Spielzeit am Schauspielhaus Zürich unter Leitung des Intendantenduos Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg. In einer viel beachteten Debatte um das Haus wurden die beiden nach nur vier Jahren vor die Tür gesetzt. Nicolas Stemann inszenierte nun zur Eröffnung „Leben des Galilei“ von Bertold Brecht.
Heftig geführte Auseinandersetzung am Schauspielhaus Zürich
Aus konservativen Kreisen lautete der medial verstärkte Vorwurf, Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg würden zu viel Theater für und mit marginalisierten Stimmen machen und darüber ihr bürgerliches Stammpublikum vergessen. Nun inszenierte Stemann das Brecht-Stück „Leben des Galilei“.
Die Geschichte von wissenschaftlicher Verantwortung, von Anpassung oder Widerstand weise hier mit den heftig geführten Auseinandersetzungen und dem kritischen Fokus auf das Schicksal von Galileis Tochter in unsere ebenfalls wund gekämpfte Gegenwart, meint Kritikerin Eva Marburg.
„Leben des Galilei“ kann auch als Kommentar gelesen werden
Der Abend bilde damit einen ganz eigenen Kommentar zu den aufgeputschten gesellschaftlichen Diskursen, dem aktuellen konservativen Rückschritt und – im Zusammenhang mit der Debatte um das Schauspielhaus Zürich – auch zu der Frage, was das „wahre“ Theater sei.
Denn diese Inszenierung von Nicolas Stemann könne auch als Ansage an das Publikum gelesen werden: „Ihr wolltet bürgerliches Sprechtheater, hier habt ihr es!“. Das Publikum bekomme hier einen Spiegel vorgehalten: In diesem ähnele es den machtvollen Kirchenvätern, die das Neue ablehnen, damit ihre Weltsicht nicht ins Wanken gerät.
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