Was auf den ersten Blick nur nach einem kleinen Klumpen Dreck in Emmas Hand aussieht, ist in Wahrheit sehr viel mehr: ein Pilzgeflecht. Für Emma und ihre Klassenkameradinnen Zoé und Lena ist es etwas ganz Besonderes. Rund ein Jahr Forschungsarbeit steckt in dem Projekt. Und jede Menge Styropor. Denn dieser Kunststoff soll im besten Fall zersetzt werden.
Der Ansatz der 13-Jährigen: Pilze werden gezüchtet und Kunststoffe wie Styropor hinzugefügt, um zu testen, ob sich das Plastik zersetzt oder sich die Wurzeln der Pilze mit dem Plastik zu einem neuen Körper verweben.
Die Idee für das Forschungsprojekt entstand in der Forscher-AG am Regino-Gymnasium Prüm. Hier experimentieren die Lehrerinnen Lisa Born und Svenja Lütje gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern an deren Herzensprojekten und treten auch regelmäßig beim Wettbewerb "Jugend forscht" an. So auch Emma, Zoé und Lena in diesem Jahr.
Dass sie sich mit ihrem Projekt für den Umweltschutz stark machen, war ihnen wichtig. Denn immer wieder beobachteten die Achtklässlerinnen, wie unachtsam mit Müll umgegangen wird und vor allem Verpackungsmüll statt im Mülleimer in der Natur landet. Und so pflanzten sie Pilze an, zogen sie groß, maßen Temperaturen und gaben Plastik dazu. "In den Pilzen und ihren Wurzeln steckt ziemlich viel Arbeit drin", sagt Zoé.
Gemischte Gefühle nach einem Jahr Forschung
Schon nach Monaten zeigten sich erste Ergebnisse: So konnten sie beobachten, wie die Wurzeln der Pilze das Styropor immer weiter umwoben und sich miteinander verbanden. Ein kleiner Fortschritt, der Emma, Lena und Zoé stolz macht und für die Arbeit belohnt.
Ein voller Erfolg lasse aber immer noch auf sich warten, sind sich die drei einig. Denn auch nach rund einem Jahr Arbeit hat sich das Plastik noch nicht zersetzt. Und ein wirklich fester neuer Wertstoff hat sich aus der mit dem Styropor verbundenen Wurzel auch noch nicht entwickelt.
Daher wolle man weiter machen und auch mit anderen Pilzarten und verschiedene Nährböden experimentieren, so Lena. "Wir sind eine Generation, die mit zunehmendem Alter immer mehr mit Plastikmüll zu kämpfen haben wird. Dagegen wollen wir etwas tun." So schnell wolle man nicht aufgeben.
Von Champignons zu Austernpilzen
Umweltverschmutzung durch Plastik Lösen Bakterien und Pilze unser Plastikproblem?
Jedes Jahr fallen auf der Welt Unmengen an Plastikmüll an. In China wurden mehr als 200 Mikroorganismen entdeckt, die Plastik besiedeln können. Das Problem lösen sie aber nicht.
Ein guter Ansatz, findet auch Wolfgang Prüfert von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Er freut sich, dass sich Emma, Zoé und Lena für das Thema begeistern. Denn trotz bereits erfolgten Forschungen und ersten Ergebnissen der Wissenschaft gebe es ein noch ungenutztes Potentzial von Pilzen in der Biotechnologie für Umwelt und Nachhaltigkeit.
Die Herausforderung liege darin, für einen bestimmten Kunststoff die passende Pilzart zu finden. Beim Forschungsprojekt der Mädchen würde er als nächstes auf Austernpilze und leichter abbaubare Kunststoffe setzen. Die Arbeit der Schülerinnen sei wichtig und müsse weitergehen. Geduld sei angesagt.
Ihre Begeisterung lässt sich das Team auch nicht nehmen und hat beim diesjährigen Regionalwettbewerb "Jugend forscht" in Bitburg schon mal einen guten Eindruck hinterlassen. Und wer weiß – vielleicht wird dann irgendwann aus dem Klumpen in Emmas Hand ein eigener Werkstoff oder zumindest ein Teil der Lösung auf die vielen Fragen zur Plastikflut.