Murat Isik, Feuerwehrmann aus LU, 47 Jahre alt

Hilfe vor Ort für die Erdbebenopfer

Feuerwehrmann aus Ludwigshafen fliegt mit Helfern in die Türkei

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Täglich erreichen uns grauenvolle Bilder aus dem Erdbebengebiet an der türkisch-syrischen Grenze. Murat Isik vom Verein "Help me" aus Ludwigshafen bricht am Wochenende mit zwei Teams dorthin auf. Im SWR-Interview sagt der Feuerwehrmann, wo er helfen will und wie.

SWR-Aktuell: Herr Isik, Sie und Ihre Teams werden ja vor allem in Gaziantep, der Partnersstadt von Ludwigshafen zum Einsatz kommen. Wissen Sie schon, in welchem Bereich sie helfen?

Murat Isik: Das Team wird in erster Linie die humanitäre Seite abdecken und bei den Rettungseinsätzen vor Ort als Helfer unterstützen.

SWR-Aktuell: Welche Ausrüstung haben Sie dabei?

Murat Isik: Uns wurden jetzt gesponsert: ein akkubetriebenes Kombigerät, das ist ein Spreizer und eine Schere in einem. Dazu wurde dann noch ein Rettungszylinder mit gegeben, um zum Beispiel Betonplatten in einem größeren Maß voneinander weg zu bewegen, also einen größeren Spalt zu schaffen. Wir haben eine Wärmebildkamera, wir haben Gasspürgeräte, wir haben Monitorsonden mit einer drei Meter Verlängerung. Das sind jetzt erstmal zur Bergung eingesetzte Geräte. Dazu kommt natürlich noch die ganze Palette an humanitären Sachen. Insgesamt sind es 5.000 Decken, 2.000 Heizstrahler, 60 Großraumzelte und natürlich knapp 30 Tonnen Nahrungsmittel.

SWR-Aktuell: Wie groß ist Ihre Hoffnung, unter den Verschütteten noch Lebende zu finden? Jetzt, wo die Zeit immer knapper wird.

Murat Isik: Gestern wurde noch ein Kind lebend gerettet. Gottseidank. Wir geben nicht auf und hoffen natürlich, dass verschüttete Personen noch das Glück haben, vielleicht in so einer Art Küche an Wasser dran zukommen. Weil Wasser ist ja momentan das Wichtigste für die Verschütteten, die das Unglück überlebt haben. Aber jetzt ist natürlich die Kälte und die Wasserknappheit ein großes Problem. Die meisten werden natürlich keinen Platz mehr haben, um sich zu drehen oder zu bewegen. Die Hoffnung ist natürlich nicht ganz weg, dass jemand noch in einem Hohlraum überlebt, aber sie schwindet mit jedem Tag, der vergeht, mit jeder Stunde, die vergeht.

SWR-Aktuell: Sie sind hier in der Region bekannt als ein Feuerwehrmann, der auch bei der Brandkatastrophe vor 15 Jahren in Ludwigshafen am Danziger Platz mit dabei war, mit mehreren Toten. Inwiefern werden Ihnen jetzt vielleicht auch die Erfahrungen aus der Vergangenheit bei ihrem Einsatz in der Türkei helfen?

Murat Isik: Gewisse Erfahrungen, gewisse Erlebnisse, die man immer mal wieder in sich hat und ausgräbt, begleiten einem immer wieder bei jedem Einsatz. Natürlich ist es ein unbeschreibliches Gefühl, positiv gesehen, jetzt zu wissen, dass ich genau dort tätig werde und helfen kann, wo auch die Brandopfer her sind. Ja, es ist schon außergewöhnlich.

SWR-Aktuell: Die Bilder, die sie jetzt sehen werden, in der Türkei sind wirklich schrecklich. Kann man sich auch als Berufsfeuerwehrmann, als Profi sozusagen, in irgendeiner Form psychisch auf so einen Einsatz vorbereiten?

Murat Isik: Ich weiß, ich habe schon viel gesehen, aber auch außerhalb der Feuerwehr in humanitären Einsätzen mit dem Verein. Tod und Leid sind immer mit dabei. Und wie verkraftet man das persönlich? Es muss weitergehen, und mit jedem Erfolgserlebnis lädst du den innerlichen Akku wieder auf. Das gibt dir Hoffnung, das motiviert dich. Das ist ein Gefühl, jeder Feuerwehrmann, der das liest, wird dieses Gefühl sehr, sehr gut nachempfinden. Rettung aus einer Brandwohnung oder technische Hilfe bei einem Verkehrsunfall. Jede Hilfe für sich, bei der man weiß, alles richtig gemacht zu haben. Das gibt einfach Motivation und Kraft, weiterzumachen und vielleicht auch die innere Unruhe wieder zu sortieren.

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SWR