In vielen Gängen im Hochbunker Koblenz steht das Wasser auf dem Boden.

Abriss der Anlage geplant

Lost Place: Einblick in den Hochbunker in der Koblenzer Altstadt

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AUTOR/IN
Christina Nover
Autorin Christina Nover

Der ehemalige Hochbunker in der Koblenzer Altstadt soll bald einem Hotelbau weichen. Kurz vor dem Abriss geben wir einen Einblick in den Lost Place und seine Geschichte.

Der Hochbunker in der Nagelsgasse steht schon fast unauffällig zwischen Wohnhäusern. Efeuranken und Grafittis schmücken die grauen, fensterlosen Wände. Der Besitzer des Bunkers, Kenan Tayhus, läuft mit einem klirrenden Schlüsselbund um das Gebäude. An einer grünen Metalltür hält er an und sucht nach dem passenden Schlüssel.

Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg

Es dauert einen Moment, dann öffnet er das quietschende Tor. Dahinter liegt eine Treppe, auf der sich trockenes Laub und Müll gesammelt haben. Tayhus geht die staubigen Stufen hinauf und drückt eine schwere Stahltür auf. "Ausgang 6" steht in schwarzer Schrift auf grauem Grund. Dahinter liegt der Schleusenbereich - ein karger Raum mit einer schmutzigen Duschwanne in einer Ecke.

Einer der Ausgänge aus dem Hochbunker in Koblenz
Eine schwere Stahltür trennt den eigentlichen Bunker vom Schleusenbereich. Bild in Detailansicht öffnen
Hochbunker Koblenz
Die hellen Töne im Bunker sollten beruhigend auf die Bewohner wirken. Die gelben Streifen leuchten im Dunkeln den Weg. Bild in Detailansicht öffnen
In Raum mit Klappstühlen im Hochbunker Koblenz
Einer der Aufenthaltsräume im Bunker in der Koblenzer Altstadt. Bild in Detailansicht öffnen
Raum mit Wandliegen im Hochbunker Koblenz
Bis zu sechs Menschen sollten in den engen Räumen auf Liegen zumindest eine Zeitlang etwas Ruhe finden können. Bild in Detailansicht öffnen
Der Hochbunker ist mit jeder Menge Technik ausgestattet
Der Hochbunker ist mit jeder Menge Technik ausgestattet, um seine Bewohner vor der Außenwelt zu beschützen. Bild in Detailansicht öffnen
Regal im Hochbunker Koblenz mit Aufsätzen für Babyflaschen
In Regalen liegen noch allerhand Utensilien für die Versorgung von Babys. Bild in Detailansicht öffnen
In einem der Lagerräume des Hochbunkers finden sich noch hunderte Rollen Klopapier.
In einem der Lagerräume des Hochbunkers finden sich noch hunderte Rollen Klopapier. Bild in Detailansicht öffnen
Lagerraum mit Klobürsten im Hochbunker Koblenz
Wo Toliettenpapier ist, ist auch die Klobürste nicht weit. Bild in Detailansicht öffnen
Technikraum im Hochbunker Koblenz
Die Bunkeranlage wurde im Kalten Krieg nochmal komplett neu ausgestattet. Bild in Detailansicht öffnen
In vielen Gängen im Hochbunker Koblenz steht das Wasser auf dem Boden.
In vielen Gängen im Hochbunker Koblenz steht das Wasser auf dem Boden. Bild in Detailansicht öffnen
Regal mit Handlampen im Hochbunker Koblenz
In dem Labyrinth des Hochbunkers stößt man mitunter auch noch auf den ein oder anderen "Schatz" wie diese alten Handlampen. Bild in Detailansicht öffnen
Hochbunker Koblenz
Ein Beobachtungsposten am Fenster mit einer alten Telefonanlage am Rand des Bunkers. Bild in Detailansicht öffnen
Der Hochbunker in der Koblenzer Altstadt grenzt direkt an den Garten Herlet an.
Der Hochbunker in der Koblenzer Altstadt grenzt direkt an den Garten Herlet an. Bild in Detailansicht öffnen

Der eigentliche Bunker beginnt hinter einer weiteren dicken Stahltür. Gebaut wurde er im Zweiten Weltkrieg und sollte bis zu 3.000 Menschen Schutz vor Luftangriffen bieten. Ein Tunnel führt leicht abwärts und endet im schwarzen Nichts. Tayhus betätigt einen Lichtschalter und klackernd gehen Lampen an. "Als ich das erste Mal hier war, habe ich Fotos gemacht, damit ich weiß, wie ich wieder rauskomme. Das ist wie ein Labyrinth hier. Wirklich beängstigend", sagt Tayhus.

Ausstattung des Bunkers aus dem Kalten Krieg

Die Lampen erhellen einen langen, schmalen Gang, der gesäumt ist von Klappstühlen und Türen. Hier ein Waschraum, dort ein Raum mit sechs Liegeflächen - je drei übereinander an jeder Wand. Die aktuelle Ausstattung stammt aus den 60er-Jahren wie Historiker Manfred Böckling erklärt. Der Bunker sei damals für den Kalten Krieg ertüchtigt worden, um rund 2.700 Menschen bis zu drei Wochen vor Strahlung zu schützen.

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Böcklig berichtet, dass ein Drei-Schicht-Betrieb geplant war für den Ernstfall: "900 Leute hätten in den Gängen gesessen, 900 Leute in Zellen mit Sitzmöglichkeiten und 900 auf Liegen. Alle 8 Stunden hätte man die Schichten gewechselt." Dazu kam es jedoch glücklicherweise nie. Bis Anfang der 90er-Jahre hinein wurde der Bunker laut Böckling aber noch betriebsbereit gehalten, bevor er schließlich entwidmet wurde.

Hunderte Rollen Toilettenpapier in Lagerraum

In manchen Räumen scheint es, als sei die Zeit still gestanden. Wie im Büro des Bunkerwarts, in dem sich noch Aktenberge türmen. Oder in den Lagerräumen. Kenan Tayhus lässt das Licht seiner Handytaschenlampe über Regale voller Aufsätze für Babyflaschen oder Klobürsten streichen. In einem Raum stapeln sich bis fast unter die Decke Rollen mit Toilettenpapier. "Die könnte man noch benutzen", scherzt Tayhus.

In einem der Lagerräume des Hochbunkers finden sich noch hunderte Rollen Klopapier.
In einem der Lagerräume des Hochbunkers finden sich noch hunderte Rollen Klopapier.

Heutzutage könnte der Bunker freilich aber niemanden mehr schützen. Vor allem die oberen Stockwerke sind in einem desolaten Zustand. Wasser läuft an den Wänden hinab und sammelt sich in großen Pfützen. "Hier wurde jahrelang nichts mehr dran gemacht", sagt Tayhus. Das soll sich bald ändern. Der Geschäftsführer der Einstein Unternehmensgruppe plant, den Bunker bis zum ersten Obergeschoss abzureißen. Raum für ein neues Hotel soll entstehen.

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Rund acht Jahre Planung liegen hinter ihm - und viel Widerstand aus der Bevölkerung. Kritik kommt etwa von den Freunden des Garten Herlet, die den benachbarten Garten durch das Projekt bedroht sehen. Mittlerweile hat der Stadtrat dem Hotelbau jedoch grünes Licht gegeben. Die Bauarbeiten sollen laut Tayhus noch vor den Sommerferien beginnen. Rund 30 Monate sind für den Bau geplant. Eins ist dabei laut Tayhus sicher: "Der Rückbau des Bunkers wird ein Riesenaufwand."

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