Ein gelbes Band um den Baum bedeutet eine Einladung zum Obsternten

Wo Bänder hängen, gibt es Obst umsonst

Legale Ernte auf fremden Streuobstwiesen

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AUTOR/IN
Lisamarie Haas

Oft verdirbt frisches Obst an oder unter dem Baum auf der Streuobstwiese. Das muss nicht sein. Gegen Lebensmittel-Verschwendung gibt es die Aktion "Gelbes Band".

Den Straftatbestand "Mundraub" gibt es nicht mehr, wer von fremden Bäumen pflückt, macht sich des Diebstahls schuldig. An einigen Orten in der Region können Spaziergänger aber legal und kostenlos vom Baum pflücken – so zum Beispiel im Kreis Tuttlingen, in Pfullingen (Kreis Reutlingen), in Horb am Neckar (Kreis Freudenstadt) und im Kreis Rottweil.

Bänder zeigen an, von welchem Baum gepflückt werden darf

Das Prinzip ist einfach: Wenn ein Baum auf einer Streuobstwiese mit einem gelben Band markiert ist, dürfen Spaziergänger dort kostenlos und ohne Rücksprache ernten. Aber nur die markierten Bäume sind freigegeben. Wer Obst erntet, das nicht für die Allgemeinheit freigegeben ist, begeht eine Straftat.

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Ein Anblick, der Appetit macht - wer aber nicht nur schaut, sondern klaut, begeht eine Straftat.

Kirschen, Trauben, Äpfel oder Birnen ernten darf eigentlich nur die Besitzerin oder der Besitzer einer Streuobstwiese oder eines Weinbergs. Laut Maike Schünemann, Geschäftsführerin des Schwäbischen Streuobstparadieses, nehmen Diebstähle auf Streuobstwiesen zu.

„Uns wird zugetragen, dass es im großen Stil gemacht wird“

Repräsentative Zahlen habe das Streuobstparadies nicht, doch viele Besitzer würden sich bei ihnen melden, weil ihnen die Bäume abgeerntet werden. „Das passiert mit Vorsatz und die Leute zeigen auch kein Unrechtsbewusstsein“, sagt Schünemann.

Beim Spaziergang durch Obstwiesen einen Apfel zu pflücken ist auch schon Diebstahl, aber "manche wissen es nicht besser", sagt Schünemann. Der Verein hat deshalb ein Schild entwickelt, das Streuobstwiesen-Besitzer aufstellen können. Es weist darauf hin, dass Äpfel, Pflaumen und anderes Obst Privatbesitz sind - und das Ergebnis von viel Arbeit (Baumschnitt, Reisigabfuhr, Mähen und mehr).

Wo gibt es die Ernteaktion?

Wenn die Besitzer ihr Obst aber nicht selbst ernten können oder wollen, können sie mit dem gelben Band anderen die Ernte erlauben. Ins Leben gerufen hat die Aktion "Gelbes Band" das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Das "Gelbe Band" an einem Apfelbaum signalisiert: Dieser Baum auf der Streuobstwiese darf allen abgeerntet werden.
Das "Gelbe Band" an einem Apfelbaum signalisiert: Dieser Baum auf der Streuobstwiese darf allen abgeerntet werden.

Im Kreis Tuttlingen gab es die Aktion bislang schon in einzelnen Gemeinden, dieses Jahr zum ersten Mal im gesamten Kreisgebiet. Auch in Horb am Neckar (Kreis Freudenstadt) kann gepflückt werden, sowie im Kreis Rottweil.

In Pfullingen sind die Bänder weiß

In Pfullingen (Kreis Reutlingen) suchen Verbraucherinnen und Verbraucher vergeblich nach gelben Bändern, denn dort sind die Bänder weiß. In der Stadt gibt es die Ernteaktion schon zum zwölften Mal. Sie beginnt auf den städtischen und privaten Wiesen in und um Pfullingen ab Anfang September. Dann werde es auf der Website der Stadt auch eine Karte geben, auf der die Bäume markiert seien, sagt Stadtsprecher Markus Hehn.

Die Website "mundraub.org" sammelt Fundorte von verfügbarem Obst, Nüssen oder Kräutern. Auf einer interaktiven Karte können Nutzerinnen und Nutzer selbst eintragen, wo sie frei verfügbares Essbares gefunden haben.

Vermerkt sind jedoch auch alte Fundstellen, möglicherweise sind nicht alle aktuell. Und es handelt sich dabei auch nicht um dieselben Bäume oder Sträucher wie beim "Gelben Band" auf privaten Grundstücken, sondern um frei zugängliche. Dazu gehören beispielsweise ein Pflaumenbaum im Alten Botanischen Garten in Tübingen, Brombeersträucher in Reutlingen oder Apfelbäume in Balingen.

Keine detaillierte Übersichtskarte

Maike Schünemann vom Schwäbischen Streuobstparadies kritisiert am gelben Band, dass es keine zentrale Übersicht gibt, wo das freigegebene Obst zu finden ist. Viele Gemeinden und Landkreise organisieren sich selbst. "Eine Geo-Verortung fände ich gut", sagt sie. Ihrer Erfahrung nach werde die Aktion nicht so gut angekommen, wie es wünschenswert wäre. Wer nicht selbst ernte, habe auch oft nicht die Muße, sich zu informieren, die Bänder zu besorgen und aufzuhängen.

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Lisamarie Haas