Im Bärenwald Müritz ist Felix in seinem Gehege unterwegs, er kam 2007 aus dem Schwarzwaldpark Löffingen.

Stiftung rechnet mit Ausbreitung in Mitteleuropa

Braunbär im Allgäu: Streifen Bären bald auch durch BW?

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Berkan Cakir
SWR Aktuell-Redakteur Berkan Cakir

Erneut ist ein Bär in Bayern aufgetaucht - wandern die Tiere auch nach BW? Das Umweltministerium hält das für unwahrscheinlich. Experten erklären, was die Bären davon abhält.

Nach der erneuten Sichtung eines Braunbären in Bayern geht das Umweltministerium in Baden-Württemberg vorerst von keiner Wanderung des Raubtiers in den Südwesten Deutschlands aus. Vor allem junge, männliche Bären würden auf der Suche nach Revieren zwar weite Strecken zurücklegen - und eine Wanderung nach Baden-Württemberg könne daher nicht ganz ausgeschlossen werden. "Wir gehen aber davon aus, dass dies sehr unwahrscheinlich ist", so das Ministerium.

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Von Wanderern fotografiert Braunbär im Oberallgäu unterwegs

In der Nähe von Bad Hindelang (Kreis Oberallgäu) ist ein Bär gesehen worden. Wanderer hatten das Tier fotografiert. Nun bestätigte das Bayerische Landesamt für Umwelt die Sichtung.

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Mit einer Zuwanderung nach BW ist nicht zu rechnen

In den vergangenen Wochen waren in Bayern mehrmals Bären gesichtet worden, teils von Wanderern fotografiert, teils von Wildtierkameras eingefangen. Solche Sichtungen sind in Baden-Württemberg bislang nicht bekannt. Das dürfte auch nach Ansicht von Expertinnen und Experten so bleiben: "Das ist extrem unwahrscheinlich", sagt Felix Knauer, Wildbiologe an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, der früher an der Universität Freiburg geforscht hat.

Grundsätzlich sei nicht mit einer natürlichen Zuwanderung nach Baden-Württemberg zu rechnen. "Braunbären sind noch mehr als Luchse und erst recht als Wölfe an den Wald gebunden", erklärt Knauer. Die beiden nächsten Bären-Populationen lebten in den Pyrenäen und in der italienischen Provinz Trentino. "Die Pyrenäen sind mit den Alpen und erst recht nicht mit Baden-Württemberg durch Wald-Korridore verbunden. Sie wären auch sehr weit weg", sagt Knauer.

Den Bären fehlt ein Wald-Korridor für die Wanderung zum Schwarzwald

Die Bären im Trentino seien zwar ebenfalls weit entfernt, aber für manche Männchen nicht zu weit. Aus der dortigen Bären-Population stammen aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Tiere, die es immer wieder nach Bayern zieht. Eine Wanderung über die bayerisch-württembergische Landesgrenze hält Knauer im westlichen Allgäu durchaus für möglich, wenngleich das sehr unwahrscheinlich sei. Dass die Bären bis in den Schwarzwald wandern - einem möglichen Lebensraum - schließt der Experte dagegen mit Sicherheit aus. Dazu fehle der nötige Wald-Korridor.

Antje Henkelmann, Projektleiterin für Bären- und Wolfsschutz bei EuroNatur, einer Naturschutz-Organisation mit Sitz in Radolfzell (Kreis Konstanz), hält darüber hinaus aber auch prinzipiell eine Wanderung von den Schweizer Alpen her nach Baden-Württemberg für möglich. Auch dort wurden laut Henkelmann bereits Bären gesichtet. Allerdings gibt es in den Schweizer Alpen keine sesshafte Bären-Population. Auch in Deutschland sei mittelfristig nicht mit sesshaften Bären zu rechnen.

Stiftung: Mehr Wildbären in Mitteleuropa

Die Stiftung für Bären, die unter anderem den Alternativen Wolf- und Bärenpark im Schwarzwald betreibt, geht dagegen davon aus, dass in "naher Zukunft" mit einem Zuwachs an Wildbären in Mitteleuropa zu rechnen sei. Das zeige sich in Tirol, wo sich aktuell eine sogenannte Gründerpopulation entwickle. Momentan zählen noch wenige Tiere zu dieser Population, die sich erstmal in dem Gebiet niedergelassen habe. "Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass diese sich etablieren und auch in angrenzende Länder, wie beispielsweise Deutschland, ausbreiten", heißt es in einer Mitteilung.

Experte: Bären haben natürliche Scheu vor Menschen

Grundsätzlich sei es zu begrüßen, wenn Bären in ihre früheren Verbreitungsgebiete zurückkehrten, sagt Antje Henkelmann. "Für den Erhalt der Biodiversität ist es auch unsere Verantwortung, den Fortbestand der Tiere zu gewährleisten". Sie könne verstehen, dass eine Bären-Sichtung bei den Menschen in der Region erst einmal Sorge auslöse. Auch das Risiko für Wandererinnen und Wanderer in den Bärengebieten sei aktuell häufiger Thema. Selbst dort sei allerdings die Wahrscheinlichkeit, überhaupt einem Bären zu begegnen - geschweige denn, von diesem angegriffen zu werden - äußert gering, so Henkelmann.

Auch Felix Knauer bestätigt: "Bären haben natürlicherweise eine gewisse Scheu vor dem Menschen. Man nimmt an, dass diese Scheu durch die Jahrtausende lange Bejagung genetisch fixiert wurde."

Dennoch können Bären in Einzelfällen auch gefährlich werden - wie im Fall des italienischen Joggers, der im vergangenen April in Trentino von einem Bären getötet wurde. In solch einem Fall würden deutsche Behörden ähnlich vorgehen wie beim Wolf: Wird ein Tier gefährlich, kommt es zum Abschuss, so das Umweltministerium.

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