Neue ARD-Weihnachtsserie "Das Fest der Liebe"

"Eine der ungewöhnlichsten Weihnachtsserien, die Deutschland je hatte"

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Die neue Impro-Serie "Das Fest der Liebe" ist eine Weihnachtsserie ohne Kitsch und Romantik. Stattdessen geht es um ein chaotisches Familientreffen mit Ost-Westkonflikt.

Impro-Serie bedeutet, dass drei Tage lang rund 50 Kameras alles mitgefilmt haben, was die Schauspielerinnen und Schauspieler gespielt und geredet haben. Einen vorgeschriebenen Text gab es nicht. Mit dabei sind unter anderem Charly Hübner, Andrea Sawatzki, Devid Striesow und andere tolle Schauspielerinnen und Schauspieler. Wir haben mit dem Regisseur Jan Georg Schütte über das Konzept seiner neuen Serie gesprochen.

Muffensausen unterm Weihnachtsbaum - Die Impro-Serie „Das Fest der Liebe“
Muffensausen unterm Weihnachtsbaum - Die Impro-Serie „Das Fest der Liebe“

SWR1: "Das Fest der Liebe" ist eine Fortsetzung von "Das Begräbnis". Da ging es um den Streit um ein Erbe in Mecklenburg. Jetzt spielt die Geschichte in Schwaben, aber es geht immer noch um Konflikte zwischen Ost- und West-Familie. Welche Konflikte sind das?

Jan Georg Schütte: Ost-West ist das eine. Es geht auch ein bisschen um arm und reich. Die Ossis sind etwas ärmer und die Wessis ein bisschen reicher. Es gibt auch einen Klassenkonflikt zwischen einer unteren Mittelschicht und der Oberschicht. Und natürlich das gute alte Missverständnis zwischen Ost und West. Die Wessis denken, die Ossis sind irgendwie alle ein bisschen verpeilt. Und die Ossis denken, die Wessis sind alle nur raffgierige Drecksäcke. Mit diesen Vorurteilen spielen wir munter.

SWR1: Und am Ende wird noch ein fieses Familiengeheimnis gelüftet. Aber Weihnachtsstimmung gibt es auch ein bisschen, oder?

Schütte: Ich denke schon. Alles auf eine ziemlich chaotische Art, aber da kommt durchaus auch Weihnachtsstimmung auf.

SWR1: Weihnachten ist ja bei den meisten eigentlich kaum improvisiert. Da gibt es ganz strenge Traditionen, alles ist geplant, alles immer gleich. Wie passt Weihnachten zur Improvisation?

Schütte: Das ist ja eigentlich genau das Gleiche. Weihnachten baut man sich einen genauen Ablauf, und dann kommt alles anders, weil dem Opa auf einmal die Geschenke nicht gefallen oder die Oma das Essen nicht verträgt und sagt, die Schwiegertochter hat immer schon scheiße gekocht. Bei unserem Dreh ist es auch so.

Wir haben ein schönes Gerüst gehabt, wie alles laufen soll. Und dazwischen ging das totale Chaos los, was durchaus gewünscht war, gebe ich zu. Das ist vielleicht Weihnachten bei den Familienfeiern nicht ganz so gewünscht, aber hier war das ganz ähnlich, also ein fester Rahmen und dazwischen munter Chaos und Improvisation.

Das Fest der Liebe. Impro-Serie von Jan Georg Schütte
Mario (Charly Hübner, li.), Jäcki (Luise von Finckh, Mitte) und Thorsten (Devid Striesow, re.) kommen mit den feinsten Geschenken aus dem Osten.

SWR1: Es sind ja wieder großartige Schauspielerinnen und Schauspieler dabei: Charly Hübner, Devid Striesow, Claudia Michelsen, Oliver Wnuk, Andrea Sawatzki und viele andere. Wie oft mussten Sie abbrechen oder Pause machen, weil es zu abgedreht wurde oder weil es vor lauter Lachen nicht mehr ging?

Schütte: So wahnsinnig viel gelacht haben wir in der Regie tatsächlich dabei nicht. Denn es war wirklich ein sehr chaotischer Dreh und technisch unfassbar herausfordernd mit den 50 Kameras. Und allein schon die ersten Telefonate, die zwischendurch geführt wurden – das muss man sich extrem kompliziert vorstellen. Denn man kann nicht einfach über das Netz telefonieren. Dann hat man überall Wählgeräusche in allen Mikroports, alle sind ja verkabelt, und das war schon irre.

Dann brach irgendwann mal die Stromleitung zusammen, dann war das ganze Licht aus. Ansonsten habe ich gar nicht so viel eingegriffen, weil ich selbst irgendwann den Überblick verloren habe. Ich dachte, naja, lass mal laufen, irgendwas wird beim Schnitt schon dabei herumkommen.

Es gab dann ein paar Aussetzer bei manchen Kollegen, die ich dann vorsichtig wieder auf die Spur bringen musste. Aber das war gar nicht so oft. Es war eher so, dass ich mich immer raushalten musste und mir selber sagen musste, komm Jan, bleib ruhig. Es wird schon irgendetwas dabei herauskommen.

Ich dachte mir, lass mal laufen, irgendwas wird beim Schnitt schon dabei herauskommen.

SWR1: Ich gehe davon aus, Sie sind zufrieden mit dem Ergebnis?

Schütte: Ja, sehr. Ich war wirklich überrascht, wie gut das ganze Ding im Schnitt danach aufging. Ich bin extrem glücklich damit. Ich finde, das ist eine der ungewöhnlichsten Weihnachtsserien, die wir in Deutschland je hatten.

SWR1: Also der neue "Der kleine Lord" oder ein neues "Aschenbrödel"?

Schütte: Das wäre natürlich ganz wunderbar. Aber ich glaube, wir bedienen nicht die gängigen Sehweisen, dass wir "Aschenbrödel"- oder "Der kleine Lord"-Fans damit sofort in die Begeisterung bringen, weil wir doch die üblichen Sehweisen sehr unterlaufen.

SWR1: Herr Schütte, nehmen Sie uns noch mal kurz mit zu Ihrem Weihnachten. Wie wird denn bei Ihnen gefeiert?

Schütte: Wir sind auch in der Familie. Aber die Familie ist deutlich kleiner als bei unserer Serie. Es sind meine Frau, mein Sohn und ich. Dann kommen noch meine Schwiegereltern dazu, und das war's. Und dann essen wir was Leckeres zusammen, wir plaudern und trinken einen guten Wein. Wir schenken uns auch ein bisschen was. Aber wir versuchen, das immer kleiner zu halten. Diese Geschenkeschlachten, die es früher gab, als mein Sohn noch klein war, versuchen wir gerade abzuwenden.

Regisseur Jan Georg Schütte
Regisseur Jan Georg Schütte

Die neue ARD Impro-Serie "Das Fest der Liebe" können Sie am 23.12.2023 ab 17:15 Uhr im Ersten oder jederzeit in der ARD Mediathek ansehen.

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